Der Schießstand in Ruhpolding ist topografisch ungewöhnlich, der Zulauf geht hier leicht bergab. Dadurch verringert sich der Puls der Athleten und sie erreichen ruhiger den Schießstand. Das macht den Schuss ins Schwarze leichter. Durchnummeriert sind die Schießbahnen von rechts nach links. Während jedem Nationalteam beim Training ein Schießstand zugeteilt wird, sind die Bahnen im Einzel- und Sprintrennen von eins bis 15 für liegende Schüsse und die Plätze 16 bis 30 für stehende Schüsse reserviert. Welche Bahn der Athlet wählt, ist ihm selbst überlassen. Beim Verfolgungs-, Massenstart- und Staffelrennen ist die Reihenfolge der einlaufenden Athleten am Schießstand entscheidend für die Zuteilung der Schießbahnen. Der führende Athlet schießt auf Bahn eins, alle anderen Athleten füllen den Schießstand nach links auf. Beim Massenstart- und Staffelrennen entspricht beim ersten Schießen die einzunehmende Schießbahn der Startnummer des Athleten.
Am heutigen Trainingstag purzeln die Scheiben reihenweise um, die Bedingungen sind top, die Fähnlein, die den Wind anzeigen würden, hängen nur schlaff herunter. Auch über das lange Wochenende soll es so bleiben, wie immer, wenn der Biathlon-Weltcup Station in Ruhpolding macht.
Feuerwerk und Feinjustierung
An so einem Trainingstag zeigt sich nicht nur auf, sondern auch neben der Loipe ein lockeres Bild. Lachende Sportler und Betreuer, die gut gelaunt miteinander reden und gestikulieren. Von Wettkampf-Stimmung und Konkurrenz-Denken keine Spur. Auch vor dem Schießstand herrscht ein munteres Kommen und Gehen. Einige Athleten schießen im Liegen, andere im Stehen, das Becken leicht nach vorne geneigt und die Ellbogen auf die Hüfte gestützt. Zielen, Atempause, Schuss! Nachladen, kurze Pause, Schuss! Es klingt wie ein Feuerwerk. Nach dem Schießen kommen die Athleten zu ihren Trainern, die hinter einer Bande stehen und die Schüsse ihrer Schützlinge durch ein Fernrohr beobachtet haben. Einige Biathleten drehen auf ihre Anweisung hin an der Einstellung des Gewehrs, um das Zielfernrohr noch besser den Windverhältnissen anzupassen. Dann werden sie auf die nächste Loipen-Runde geschickt, bevor sie erneut auf den Schießstand zusteuern, das Gewehr mit geübtem Schwung vom Rücken ziehen, zielgerichteter durch den Diopter schauen. Schuss, Treffer, die schwarze Zielscheibe wird weiß.