Es hat hochsommerliche 30 Grad, die Sonne steht steil am Himmel, Schweißtropfen zieren die Stirnen – und die fünf Leute hören komplett gebannt zu. Wie das sein kann?
Es liegt an der Mischung aus beeindruckendem historischem Ambiente der Stadt selbst und dem leidenschaftlichen Geschichten-Erzähler, Ortsheimatpfleger Manfred Liebl, der uns heute durch Tittmoning führt. Wer so eine lebendige Stadtführung erlebt, braucht kein Fernsehen und kein Netflix mehr.
Ein bisschen Geschichte zum Einstimmen
Unsere vormittägliche Reise beginnt im Rathaus, einem typischen Gebäude der Salzach-Bauweise: Charakteristisch dafür sind Scheinfassaden, also nach oben gezogene Häuserfronten, die das Dach von vorne betrachtet „verschwinden“ lassen. Eng aneinandergereiht wirken die städtischen Bürgerhäuser wie eine „Einheit“. Tittmoning ist eine der ältesten Städte und hat einen der größten Marktplätze Deutschlands. Seit dem Jahr 1234 gilt es als Stadt. In den vergangenen Jahrhunderten rüsteten viele Kunsthandwerker die Stadt im bayerischen Rupertiwinkel auf, wie Stadtführer Manfred Liebl zu erzählen weiß: Goldschmiede, Bildhauer, Maler wie etwa der Salzburger Barockmaler Johann Michael Rottmayr. Apropos Salzburg: Jahrhundertelang gehörte Tittmoning zum Erzstift Salzburg. Früher waren wichtige Berufszweige beispielsweise Kaufmänner, Brauersleute und Schiffsmeister. Lange Zeit hat man mit der Getränkesteuer und landwirtschaftlichen Produkten am meisten verdient. Heute lebt die Stadt mit ihren etwa 6.000 Einwohnern hauptsächlich vom Gewerbe und ein bisschen vom Tourismus. Auch interessant: Durch Tittmoning führen 96 Kilometer Wasserleitungen.