Der Kulturspaziergang durch Breitbrunn und Gstadt am Chiemsee beginnt bei der Kirche St. Johannes. Er vermittelt Einblicke in das vielfältige Kulturleben der beiden Orte. Auch landschaftlich ist der Weg an einem der schönsten Uferabschnitte des Chiemsees und über die aussichtsreiche Aischinger Höhe ein besonderes Erlebnis.
Station 1, Breitbrunns Kirchen: St. Johannes und die "Malerkapelle"
Mehrere Skulpturen im Innenraum der Pfarrkirche St. Johannes wurden von Franz Mozart, Großonkel von Wolfgang Amadeus Mozart, geschaffen. Die Marmorimitationen der Altäre zählen zu den schönsten in Süddeutschland. 1889 erbaute Josef Thalhauser die originelle Lourdeskapelle.
Station 2, Seestraße - Elementarmusik und Fotografie: Gunild und Peter Keetman
In der Lienzingermühle lebte und komponierte Gunild Keetman (1904-1990), eine enge Mitarbeiterin des Komponisten Carl Orff. Zusammen mit ihm gab sie das Orff-Schulwerk heraus. Ihr Bruder Peter Keetman (1916-2005) zog 1949 in den Lienzingermüllerhof. Als Fotograf befasste er sich mit der neu gegründeten Bundesrepublik. Seine minimalistische, der Grafik nahestehende Schwarzweiß-Fotografie verwandelte aber auch Naturmotive der Chiemseelandschaft in ausdrucksstarke Bilder.
Station 3, Wolfsberger Straße - Nordlichter und "abgelegene" Häuser: Schriftsteller der Gruppe 47
Hans Leip, Textautor des weltbekannten Liedes Lili Marleen, kam als erster Schriftsteller in die Wolfsberger Straße. Ihm folgten Mitglieder der Gruppe 47 nach: Horst Mönnich (1918-2014), Ilse Aichinger (1921-2016) und Günter Eich (1907-1972). Sie erweckten die Literatur nach dem zweiten Weltkrieg zu neuem Leben. Ein Gedicht von Ilse Aichinger trägt den Titel "Breitbrunn". Gunter Eich erinnert in "Herrenchiemsee" an die Einsamkeit König Ludwigs II.
Station 4, Urfahrn - Angeleplatz von Ludwig II.: Felix Schlagintweit - Arzt und Schriftsteller
Von der Spitze der Halbinsel Urfahrn ließ sich König Ludwig II. (1845-1886) nach Herrenchiemsee übersetzen, um den Baufortschritt seines Schlosses zu begutachten. Ein Gedenkstein erinnert an die nächtlichen Überfahrten. Felix Schlagintweit (1868-1950), Arzt in München und Bad Brückenau, erwarb 1905 das Bäckengut in Urfahrn. Er verhalf der Urologie als neuer Fachdisziplin zum Durchbruch und schilderte als Schriftsteller das turbulente Münchner Künstlerleben.
Station 5, Aischinger Höhe - Weinstube "Palette": Freilichtmalerei und Malervillen
Von der Aischinger Höhe hat man einen weiten Panoramablick auf den Chiemsee, die Inseln und die Alpenkette. Das wussten auch die Maler zu schätzen, die sich hier niederließen und der Freilichtmalerei widmeten. Wilhelm Boshart (1815-1878), Alfred Zimmermann (1854-1910), Heinrich Heidner (1876-1974) und Willibald Demmel (1914-1989) bauten sich in Aisching ihre Villen. Letzterer betrieb eine Malschule und bewirtete in der Weinstube "Palette" persönlich seine Gäste.