Mitmachen und Gewinnen
Gästebefragung

Wir möchten unser touristisches Angebot in Zukunft noch besser auf die Wünsche und Bedürfnisse der Besucher abzustimmen! Als Dankeschön für die Teilnahme kann am Ende der Befragung ein tolles Urlaubserlebnis im Chiemgau gewonnen werden.

Teilnehmen
Blick auf einen filigranen Mosaikboden aus der Römerzeit, Frau und drei Mädchen sitzen rund herum
© © Chiemgau Tourismus

Junge Detektive auf Zeitreise zu den Römern

Datum: 07.09.2023
Von: Axel Effner

Wo gibt es schon ein „Fenster in die Vergangenheit“, das einen Einblick in die Lebensrealität der Römer von vor fast 2000 Jahren gibt? Wer sich an der Kirchbergstraße am südlichen Ortsausgang von Erlstätt hinter die Metallkonstruktion mit Zieloptik stellt, kann ein kleines Wunder erleben: Er schaut auf die heute saftigen Wiesen und Felder mit dem Gipfel des Sonntagshorns im Hintergrund. Zugleich ermöglicht die durchsichtige Acrylglasplatte den Blick auf einen prachtvollen Gutshof aus der Römerzeit des 1. und 2. Jahrhunderts nach Christus. Er ist aufgemalt und maßstabsgerecht ins Geländeprofil eingepasst.

Relikte aus der Römerzeit

„So hat das hier früher wirklich ausgesehen?“, fragt die 15-jährige Hannah fasziniert. Zusammen mit ihren Eltern Daniel und Ilse sowie den beiden jüngeren Schwestern Emma und Lena hat sich die Schülerin auf Spurensuche gemacht. Die Gegend rund um den Chiemsee und speziell der Bereich des Ostufers zwischen Seebruck und Grabenstätt ist gespickt mit Relikten aus der Römerzeit. Deshalb bietet er sich perfekt für einen Familienausflug an, um tief in das Alltagsleben der Römer einzutauchen.

Im Rahmen des Förderprojekts „Römerregion Chiemsee“ geben seit 2021 Rekonstruktionen, Ausgrabungen römischer Gutshöfe, Weihe- und Inschriftensteine sowie zahlreiche Erlebnisstationen und zwei Museen in der Zusammenschau einen umfassenden Einblick in das Zivilleben der Römerzeit. Elf Orte rund um das „Bayerische Meer“ haben sich dabei zusammengetan und bieten einen bundesweit einzigartigen Erfahrungsschatz.

Lebendige Archäologie und Geschichte zum Anfassen

Der Entdeckergeist ist von den Eltern auch auf Lena und Emma übergesprungen. „Das Interesse an der Römerzeit hier in unserer Gegend ist jetzt groß, nachdem wir im Italien-Urlaub in Aquileia tolle Ausgrabungen anschauen konnten“, erklärt Ilse. „Gab es diese tollen Mosaike denn hier auch?“, will Emma wissen und schaut ihren Vater an. Der hat sich bereits vorab im Internet schlau gemacht und schlägt einen Besuch im nahegelegenen Grabenstätt vor. Seit dem Umbau von 2012 beherbergt die dortige Schlossökonomie ein Römermuseum. Es präsentiert – bestens aufbereitet mit Schau-, Info- und Überblickstafeln sowie Aktionen für Kinder – die Privatsammlung von Albert Multerer. Ein echter Hingucker und eine kleine Sensation sind die dort ausgestellten Bodenmosaike.

Durchdachte Heiztechnik

Der Ingenieur im Ruhestand empfängt selbst zur Führung durch die Ausstellung. Trotz seiner über 80 Jahre ist immer noch das Feuer der Begeisterung zu spüren, seit er in den 1970er-Jahren begonnen hat, bedeutende Zeugnisse der Römerzeit aufzudecken, zu sammeln, aufzubereiten und auszustellen. Der Grabenstätter ging dabei vornehmlich Hinweisen älterer Ausgrabungen aus dem 19. Jahrhundert nach. Schritt für Schritt kam so der Luxus und die ausgeklügelte Hausbaukunst mit Sanitär- und Zentralheizungssystem einer Reihe von römischen Landgütern in der Region zwischen Inn und Salzach wieder zum Vorschein. Diese „villae rusticae“ dienten vornehmlich begüterten Beamten und Politikern aus dem nahen Salzburg - dem römischen Iuvavum - als ländlicher Ruhesitz mit Landwirtschaft. Sie ermöglichten eine fast komplette Selbstversorgung.

„Auch in bitterkalten Wintern mussten die Römer offenbar nicht frieren“, sagt Emma und verweist auf Zeichnungen und Ausstellungsstücke in einer Vitrine. Albert Multerer greift begeistert den Faden auf und erklärt das Prinzip einer Hypokaustenheizung. Durch einen Hohlraum unter dem Fußboden und einen durchdachten Wandaufbau konnten die Häuser über einen Heizkeller angenehm erwärmt werden. Ebenso wurde damit eine kleine Therme mit fließendem Wasser und gemauerter Badewanne beheizt.

Albert Multerer erklärt einer Familie vieles im Römermuseum Grabenstätt
© © Chiemgau Tourismus

„Bemerkenswert ist, dass die meisten Menschen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs kein so bequemes Bad hatten“, erläutert Multerer. Zu dem Badeluxus kamen bedeutende Wandmalereien und Mosaike hinzu wie sie auch in der Villa in Erlstätt zu finden waren. Schautafeln an der Wand des Grabenstätter Römermuseums belegen weitere Fundorte solcher exklusiven Villen in Tacherting, Kay bei Tittmoning, Waging am See oder Holzhausen bei Bergen.

Nicht zuletzt Wühlmäuse waren es, die die Forscher durch das Graben ihrer Gänge auf die Spur der fast 2.000 Jahre unter dem Ackerboden erhaltenen Mosaike bei Erlstätt gebracht haben. Fasziniert streichen Daniel, Ilse und die elfjährige Lena über die kleinteiligen Steinmuster der vier rekonstruierten Wunderwerke auf dem Boden des Römermuseums. Sogar Experten von der Universität in Ravenna wurden eingebunden, um die Arbeiten möglichst wirklichkeitsgetreu zu rekonstruieren. An der Wand versuchen inzwischen Hannah und Lena vergnügt, bei einem Suchspiel mit Magneten und Zahlen ein Mosaik-Muster nachzubauen.

Nach so viel Informationen und detektivischem Spürsinn braucht die Familie erstmal eine Stärkung. Bei kühlen Getränken und einer deftigen Brotzeit diskutieren die Töchter mit ihren Eltern über die neuen Erkenntnisse. Mit Elan geht es im Anschluss weiter. Nur ein paar Meter sind es bis zur gotischen Johanneskirche in Grabenstätt. Sie wurde nach Bränden zweimal wiederaufgebaut und birgt ein wertvolles Wandfresko. Das Interesse unser Besucher findet dort ein um das Jahr 1400 in die Außenwand eingemauerter römischer Grabstein. Er legt Zeugnis ab von der Romanisierung der einheimischen Landbevölkerung während der Römerzeit.

Denkmäler helfen verstehen

Schon geht es weiter nach Chieming. Hier wurden im Lauf der letzten 200 Jahre eine beachtliche Zahl römischer Steindenkmäler entdeckt und zum Teil rekonstruiert: sechs Weihealtäre, ein Meilenstein und ein Grabmonument. Fundstücke im Rathaus, im Heimathaus und im Haus des Gastes erlauben wertvolle Einblicke in die Religions-, Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Römerzeit und anderer Epochen. Ein alter römischer Weihestein kam 1812 beim Abbruch der Peterskirche am Chiemseeufer zum Vorschein. Die Inschrift der Rekonstruktion im Haus des Gastes lässt erkennen, dass er von zwei Bürgermeistern aus Iuvavum (Salzburg) zu Ehren der keltischen Stammesgötter, der Alaunen, und des keltisch-römischen Wassergottes Bedaius gestiftet wurde. Nach letzterem ist auch der befestigte ehemalige römische Brückenkopf am Chiemseeufer „Bedaium“ – das heutige Seebruck – benannt.

Bei der Entdeckungsreise in die Römerzeit darf natürlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Mit dem Smartphone in der Hand testen Hannah, Emma und Lena bei der digitalen Rätsel-Rallye in Chieming vergnügt ihr Wissen über die Römerregion Chiemgau. Als lehrreiche Begleiter haben sie auf Zeichnungen der zahlreichen Info-Tafeln entlang des Weges bereits den Römerjungen Marcus und das Keltenmädchen Annilio kennengelernt.

Römischer Alltag heute erleben

An jedem Ort erleben die beiden Heranwachsenden kleine Alltags-Abenteuer aus der Perspektive von vor 2000 Jahren. Die Geschichten sind in elf Kapiteln festgehalten, die sich per QR-Code im Internet oder in einer Broschüre nachlesen lassen. Auch bei ihrer letzten Station in Stöttham in Chieming begegnen die drei jungen Frauen ihren Altersgenossen aus der Römerzeit wieder. Der Ort ist gleich in mehrfacher Hinsicht sehr geschichtsträchtig. Die malerisch am Waldrand gelegene spätgotische Filialkirche St. Johann verweist mit ihrem ummauerten ehemaligen Pestfriedhof auf eine dunkle Epoche des ausgehenden Mittelalters.  Jahrhunderte später zog die friedvolle Lage einige Berühmtheiten an, die hier begraben liegen, darunter die Chieminger Schriftstellerin Isabella Nadolny (1917-2004).

Mädchen schaut auf ihr Handy um die mobile Rätsel Rallye zu erleben
© © Chiemgau Tourismus

Auf die Bedeutung des Ortes verweist auch der als Reproduktion aufgestellte römische Meilenstein. Dessen Fragment wurde 1831 in Chieming gefunden und ist seit 1891 im Heimathaus Traunstein ausgestellt. Der steinerne Zeuge verweist auf die unweit des Ortes vorbeiführende frühere römische Staatsstraße von Salzburg nach Augsburg und zeigt die Entfernung zur nächstgelegenen Stadt in Meilen an. Der Inschrift zufolge stammt das Monument aus der Zeit von Kaiser Konstantin, der von 306 bis 337 n. Chr. regiert hat. „Dann ist das quasi wie eine Art Autobahntafel“, kommentiert Lena verschmitzt.

Ein erlebnisreicher Tag

Nicht weniger aufschlussreich ist der gleich daneben als Reproduktion aufgestellte Weihestein. Das Original wurde 1816 in der Filialkirche St. Johann in Stöttham entdeckt und 1944 in München bei einem Bombenangriff zerstört. Laut Inschrift stiftete der römische Benefiziarier Vindius Verus, ein Vertreter des regionalen Statthalters mit Polizei- und Verwaltungsfunktion, den Stein zu Ehren des Jupiters und der regional bedeutsamen Gottheit des Bedaius am 15.5.226 n. Chr. Aufgrund der vier weiteren in Chieming gefundenen Weihesteinen zu Ehren des keltisch-römischen Wassergottes vermutete man lange ein Bedaius-Heiligtum im Ort. Inzwischen ist jedoch ein früherer Tempel der Gottheit in Seebruck archäologisch nachgewiesen.

Archäologischer Rundweg mit Keltengehöft

Wie sah das Alltagsleben vor mehr als 2.000 Jahren unweit des Chiemseeufers wohl aus? Hautnah und ganz praktisch erleben lässt sich dies im Keltengehöft Stöffling zwischen Seebruck und Truchtlaching und im Römermuseum Bedaium  Seebruck.

Das Keltengehöft ist Teil des 2007 eröffneten Archäologischen Rundwegs durch die Gemeinde Seeon-Seebruck. Der Fund von über Tausend Münzen aus Gold, Silber und anderen Metallen sowie von 24 Gewandspangen (Fibeln) deutet auf eine größere Ansiedlung, die sich unweit des nachgebauten Keltengehöfts in Stöffling befunden hat. Sie bestand von der Mitte des 3. bis in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts vor Christus. Einblick in die über dreitausend Jahre alte Kulturgeschichte der Region von der Bronzezeit bis zum Frühmittelalter gibt der rund 23 Kilometer lange Archäologische Rundweg durch die Gemeinde. Er hat elf Stationen.

Nach einem langen, aufregenden Tag in der Römerregion Chiemsee macht sich die Familie auf den Heimweg. „Das war ein erlebnisreicher Tag“, sagt Emma.

Römermuesum Grabenstät
© © Chiemgau Tourismus

TIPP: Römermuseum Bedaium Seebruck

Etwas ganz Besonderes in der Römerregion Chiemgau ist das Römermuseum Bedaium in Seebruck. Das Museum zeigt originalgetreu und mit Liebe aufbereitet die keltische-römische Vergangenheit des Chiemgaus. Wie haben die Römer damals gelebt und gearbeitet, warum war der Chiemgau so besonders für diese Zeit und viele andere Fragen werden dort beantwortet. Für alle, die jetzt von den Römern noch nicht genug haben, begleitet doch Emil, Lois und ihre Eltern auf ihrer Erlebnis-Führung im Römermuseum in Seebruck.

Logo der Römerregion Chiemsee
© © Römerregion Chiemsee/Larissa Hummel

Römerregion Chiemsee

Abenteuer für Klein und Groß

Für Entdecker
Mädchen mit Handy vor einem QR Code im Römermuseum Grabenstätt
© © Chiemgau Tourismus e.V.

Pfeffertoast und Pfotenabdruck

Archäologin Andrea Krammer zeigt uns das Römermuseums Grabenstätt und die neue Mitmachstation für Kinder. Hier wird Kultur für Groß und Klein zugänglich gemacht. 

Zur G'schichte
Römisches Spiel im Römermuseum in Seebruck
© © Chiemgau Tourismus

Erlebnis-Führung im Römermuseum in Seebruck

Die spannende Welt der Römer entdecken und vieles dabei lernen!

Mehr erfahren
Paar spaziert am Chiemsee
© © Chiemgau Tourismus e.V.

6 am Chiemsee

Urlaub direkt am Chiemsee

Zu den 6 am Chiemsee

Dieser Artikel wurde verschlagwortet unter

Über den Autor Axel Effner