Ich mag Weihnachten. Wann, wenn nicht jetzt, schaffe ich es, zur Ruhe zu kommen und mich zu besinnen? Die Ruhpoldinger Waldweihnacht hilft mir dabei. Alle drei Jahre bin ich dabei, wenn ganz Ruhpolding die Weihnachtsgeschichte spielt. Als Kind habe ich meine Eltern begleitet, heute begleitet mich meine Frau. Ort des Geschehens ist seit 1985 das Freigelände des Holzknechtmuseums in Ruhpolding. Hier erwacht die Weihnachtsgeschichte ein aufs andere Mal zu neuem Leben, als liebevoll inszeniertes Freiluft-Krippenspiel.
Gleich geht’s los
Als wir in Ruhpolding aus dem Shuttlebus (sehr praktisch, fährt ständig vom Bahnhof hin und her) aussteigen, beginnt es zu schneien. Richtig dicke Flocken fallen vom Himmel. Schöner geht es nicht, finden wir. Bei den Ständen neben dem Hauptgebäude hole ich uns erstmal einen Glühwein, der uns wohlig wärmt. Auch einer Bosna können wir nicht widerstehen. Rund um die offenen Feuerstellen stehen bereits jede Menge Zuschauer und halten ihre Hände den glühenden Holzscheiten entgegen. Wir genießen die Stimmung, es herrschen freudige Erwartung und feierlicher Weihnachtsflair.
Bevor es losgeht, wickeln wir uns in unsere kuscheligen Decken ein. Ich fühle mich ein bisschen wie damals als Kind und bin neugierig, wie das Stück in diesem Jahr inszeniert wird. Die Weihnachtsgeschichte ist zwar alle drei Jahre im Kern dieselbe, das Setting ändert sich allerdings: Maria und Josef gingen schon vor, nach und während der Weltkriege, in der Biedermeier-Epoche oder zum Napoleon-Krieg in Ruhpolding schon aufs Herbergssuche. Über 100 Laienschauspieler des Trachtenvereins „D'Miesenbacher“ und der Heimatbühne Ruhpolding beginnen ihre Proben dafür jedes Jahr bereits im August. Gleich bleibt auch die Bühne, die von den einzelnen Museums-Hütten und dem Platz davor gebildet wird.