Annas Herz erwärmte sich zunehmend an der Tatsache, wie unglaublich uneigennützig alle agierten, um einander ein schönes Weihnachtsfest zu kreieren. „Wir haben auch was zu essen“, entgegnete die Mutter des Mädchens. „Zwar nur Süßigkeiten, aber wann sonst, wenn nicht an Weihnachten!“ Alle lachten. Der alte Mann kramte aus seiner Küche einen Laib Bauernbrot und bayerischen Speck hervor. Bis spät in die Nacht erzählten sie sich Weihnachtsgeschichten und verspeisten genussvoll die Brotzeit und den Süßkram – bestehend aus Mozartkugeln, Pfeffernüssen und Spekulatius. In diesem Moment spürte Anna, wie sehr sie die Anwesenheit anderer Menschen an Heiligabend genoss. Alsgleich schwor sie sich, zukünftig wieder an den Geist der Weihnacht zu glauben, der jedem Menschen etwas Gutes entlockt.
Es war still im Haus geworden, die Glut leuchtete noch im Kamin. Doch Anna war wach, denn es gab noch etwas Besonderes zu tun. Auf leisen Sohlen und mit ihrem Schlitten unterm Arm stahl sie sich schließlich hinaus. „Jetzt oder nie!“, dachte Anna, schubste kräftig den Schlitten an und fuhr mit Karacho den verschneiten Weg entlang. Anna war glücklich, denn besser hätte ihre erste Schlittenfahrt im Chiemgau niemals sein können! Und morgen, ja morgen geht es auf den Berg.