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Blick auf die Stoibenmöseralm vom Wanderweg
© © Carolin Scharfenstein

Stoibenmöseralm: Selbstgemachte Brotzeit und Lamas

Datum: 13.01.2020
Von: Andrea Obele

Auf einem Hochplateau hoch über Reit im Winkl liegt die Stoibenmöseralm, die seit dem Jahre 1280 zum hiesigen Stoibhof gehört. In vierter Generation betreibt die Familie Klauser das Schmuckstück in traumhafter Lage und verbindet hier Tradition und Moderne in perfekter Manier.

Skeptisch beisse ich in das Stück Brot, das mir Andrea Klauser anbietet. Schmalz gehört eigentlich nicht zu meinen bevorzugten Lebensmitteln, aber dieses würzige Griebenschmalz ist ein kulinarischer Genuss, den ich mir bis auf den letzten Bissen auf der Zunge zergehen lasse. Andrea lacht. Sie ist überzeugt von ihren kulinarischen Erzeugnissen. Schließlich werden nur regionale Produkte verwendet. Qualitativ hochwertige Lebensmittel anzubieten, ist für sie selbstverständlich und machen die Brotzeit ihrer Alm aus.

Zusammen mit ihrem Mann Stefan war es für Andrea schon immer ein Lebenstraum, eine „griabige Hütt’n“ anzubieten. Zwei Almsommer lang verschlug es die beiden deshalb in die Schweiz. „Wir wollten beide das Kasen lernen, und zwar vom Boa weg“ – also von der Pieke auf. 50 Rinder und Geißen hatte das Ehepaar auf einem Kaser in der Schweiz zu betreuen, die Produktion von Berner Alpkas gehörte genauso zur täglichen Arbeit.

Vergessenen „alten Weg“ begehbar gemacht

Selbst gemachten Käse – den gibt es inzwischen auch wieder zur Brotzeit auf der familieneigenen Alm, die 2010 neu aufgebaut wurde. Die Stoibenmöseralm gehört seit 1280 zum Reit im Winkler Stoibhof, der im Ortsteil Birnbach zu finden ist. Von hier weg zieht sich auch der „alte Weg“ hoch zur Alm. Der Steig wurde von Vater Hans und Sohn Stefan Klauser wieder begehbar gemacht, um den neuen, ausgezeichneten Premiumweg Chiemseeblick zu ermöglichen.

Früher war es schwere Plackerei, die Alm dort oben zu bewirtschaften, erzählt Hans Klauser: „Die Sennerinnen der Stoibenmöseralm packten auch reichlich mit an: Zweimal täglich musste die frisch gemolkene Milch auf die Niederalm geschleppt werden – und zwar bei jedem Wetter.“ Wasser gab es auf der Stoibenmöseralm nicht, da die Quelle viel weiter unterhalb des Hochplateaus liegt. So musste die Milch herunter und das Wasser heraufgetragen oder die Tiere zum Tränken runter getrieben werden.

Früher schwere Plackerei mit der „Krax’n“

Mein Großvater hat die originale Hütte 1912 aufgestellt. Damals musste mit Krax’n alles nach oben getragen werden, was gebraucht wurde. Erst später wurde ein Weg für die Rösser gebaut. Nach dem Krieg gab es nicht so viel Arbeit, und so war es damals an den Söhnen des Stoibhofs, die erste „Straße“ zu bauen, die auch für Schlitten breit genug und so auch für Fuhrwerke geeignet war”, erinnert sich Hans Klauser. Diese führt nun von der Niederalm bis zur Stoibenmöseralm. „Es wurde versucht, Wasser für die Tiere vom Dach der Alm zu sammeln, später wurde ein Fass installiert. In den 70er Jahren, als kaum einer mehr Pferde hatte, war die Bewirtschaftung so beschwerlich geworden, dass mein Vater die Alm beinahe verkauft hätte. Gott sei Dank konnten wir ihn davon überzeugen, das nicht zu tun.“ Jetzt tut ein Allrad-Traktor übrigens den Job der Vierbeiner damals.

Bergpanorama Ausblick von der Stoibenmöseralm
© © Carolin Scharfenstein

Geniales 360-Grad-Panorama

Wenn man den genialen, freien Blick auf den Chiemsee sieht und die 360-Grad-Rundumsicht genießt, kann man Großvater Klauser nur zu dieser richtigen Entscheidung beglückwünschen.  „Als 1994 ein Ausschank aufgebaut wurde, wurde die erste Pumpe eingebaut, um das Wasser einfacher herauf zu transportieren. Seit drei Jahren haben wir jetzt eine neue Solarpumpe, die es tatsächlich mit 12 Volt schafft, über 100 Höhenmeter zu bewältigen. Wenn man wie ich weiß, wie schwer es früher war, hier sauberes Wasser zu haben, ist das schon eine enorme technische Errungenschaft.

Seit vier Generationen bewirtschaftet die Familie Klauser die Alm, und so werden Tradition und Moderne hier oben zusammen ideal vereint.

Zur modernen Seite gehört wohl auch, dass im Herbst ganz ungewöhnliche Bewohner so manchen Gast auf den Hügeln der Stoibenmöseralm überraschen – sieben Lamas. Andrea Klauser erklärt: „Wir züchten seit zehn Jahren Lamas am Stoibhof. Jeden Herbst bringen wir sie nach den Kühen zum Nachgrasen auf die Alm, denn die Lamas betreiben Weidepflege und fressen auch das, was Kühe stehen lassen.

Stoibenmöseralm: Brotzeit, Orchideen und Lamas

Nicht nur die Lamas gehören zu den Besonderheiten, die auf dem weitläufigen Hochplateau der Stoibenmöseralm zu finden  sind. 15 verschiedene Orchideensorten gehören ebenso dazu wie die sogenannten Dolinen, die es hier gibt. Das sind leicht zu übersehende „Erdlöcher“, die dadurch entstehen, dass sich der Kalk im Gestein durch Wasser allmählich auflöst.

Neben der Almstraße, die auf dem „Alten Weg“ gebaut wurde, gibt es noch drei andere Zustiege, über die man das Gelände der Stoibenmöseralm erreichen kann. Diese Möglichkeiten nutzen viele, denn neben dem sensationellen Griebenschmalzbrot locken auch andere almtypische Brotzeit Spezialitäten und Leckereien wie selbst gemachte Hollerschorle, selbst gebackenes Biobauernbrot aus dem Steinofen und selbst gemachter Käse, sowie regionaler Speck und Hartkäse. Wer Glück hat, erwischt einen Tag auf der Alm, an dem befreundete Musiker zum Spaß aus der Freude ihre Instrumente herauftragen und bayerische Volksmusik während ihrer Brotzeit zum Besten geben.

Alpakas
© © Wolfgang Lienbacher - http://fb.com/lienbacherphoto

Informationen zur Stoibenmöseralm

Die Stoibenmöseralm liegt auf 1240m und ist von 5 verschiedenen Talorten zu erreichen. Die Gehzeit beträgt von den meisten Ausgangspunkten, wie Reit im Winkl, Ober- und Hinterwössen, Kössen und Schleching circa 2 Stunden. Nähere Informationen zu den Aufstiegsmöglichkeiten findet ihr hier.
Die Wanderung zu der Stoibenmöseralm kann man wunderbar mit einem Besuch am Taubensee verbinden, der im Sommer mit warmen Wassertemperaturen zum Baden einlädt.
Die Stoibenmöseralm öffnet je nach Wetter Mitte Mai und hat dann durchgehend bis zum 3. Oktober geöffnet. Danach versorgt die Alm noch an schönen Wochenenden bis Ende Oktober die Wanderer mit leckeren Brotzeiten.

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© © Wolfgang Lienbacher - http://fb.com/lienbacherphoto

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